…oder wie alles anfing –
aus Gunnars Sicht:
Irgendwann war die Idee geboren.
Und ich muss gestehen, es war nicht meine Idee. Eines Tages kam meine frisch schwangere, liebe Susann zu mir und sagte :
Wollen wir vielleicht nicht auch einmal…so um die Welt segeln ?!
Wie ?? Was ? Mir war im ersten Moment eigentlich gar nicht so recht klar, was meine Frau denn konkret meinte.
Um die Welt segeln.
Aha. Naja. Als sozusagen gebürtiger Fahrten-Segler, der ich als kleiner Junge bereits mit einem selbstgebauten Floß, ohne Ruder, dafür aber mit einem prima Riesensegel, die Flensburger Förde besegelt habe, bis wir dann folgerichtig irgendwann auf dem entgegengesetzten Ufer in Dänemark -illegal- anlandeten, stand ich der Idee natürlich zunächst einmal sehr offen gegenüber…
Klar ! Lass uns machen. Wir nehmen eins von meinen (Charter-)Booten, rüsten es ein bisschen aus, und fahren los !
Nee nee. So nicht ! Dann spielst Du wieder Chef auf „deinem“ Boot und ich muss kuschen… Ich will ein Projekt, das „unser Baby“ ist !
Hmm. So lief das also nicht.
Das hieß, ein „neues“ Boot musste her. Ein gemeinsam ausgesuchtes, taugliches „Projektboot“, eines, das Lebensraum für uns und die Idee sein würde. Ein „Familienboot“…
Aus Susanns Sicht:
NEIN, wir hatten die grosse Reise nicht schon Jahre im Voraus geplant, das war eher aus einer Schwangerschaftslaune heraus; die Hormone wollten auf Weltreise gehen! Das „Nestbauen“ kam wohl irgendwie anders bei mir an. Gunnar segelt schon seit einigen Jahrzehnten und hatte somit überhaupt nichts dagegen, als ich im 6. Monat meinte, eine Weltumsegelung wäre doch eine tolle Sache und sollten wir unbedingt „mal“ machen. Ich hatte ein wenig Segelerfahrung in der Karibik gesammelt, mit leichter, warmer Antillen-Brise, einer Crew die uns bekochte, Reggae bei Sonnenaufgang und zum Sonnenuntergang noch drei, vier, fünf Cuba-Libra dazu.
JA, so spontan wie wir uns für den Namen Lotta entschieden haben, waren wir uns nach den unterschiedlichsten Bootsbesichtigungen sofort einig, dass DAS unser Boot wird, ein Katamaran – Privileg 37. Wie neu stand sie da, vom Feinsten ausgestattet und auch so gepflegt, als käme sie gerade `neu von Werk`. So wurde sie auch von den Eigentümern behandelt, NICHT segeln – lieber schonen.
Das änderte sich dann schlagartig, als der Kaufvertrag unterzeichnet war und Gunnar sie dann unter seine Fittiche nahm.
Mit 12 Knoten flog sie über die Ostsee, bei Regen und 7 Windstärken prüfte Gunnar sie auf Herz und Nieren. Die Erinnerungen an meine Zeit als Cuba-Libre-Seglerin verblasste schlagartig, so auch meine Gesichtsfarbe. Gunnar war voll in seinem Element und hatte beschlossen, den guten (für mich orkanartigen) Wind auszunutzen und die Nacht durchzusegeln. Ich verzog mich durchnässt und durchgefroren in unsere Koje… aber an Schlaf war gar nicht zu denken; Es krachte, rüttelte und die Wellen knallten frontal gegen die Kufen! Ich verfluchte Gunnar und beschimpfte ihn unter der Bettdecke! …
trotzdem konnte ich mir ein Lächeln nicht verkneifen, wie er diesem so behütetem Boot endlich seine verdienten freien Zügel gab.
Cool ist er, mein Mann.
Wir hatten uns viele Boote angeschaut, ich wollte unbedingt ein Boot mit Salon, so wie ein Fischkutter nur in Schnell.
So hatten wir uns auf eine Nauticat eingeschossen und uns in Dänemark eine 52 angeschaut. Sehr netter Typ – Peer, er war lange mit diesem Boot unterwegs, in allen Ländern, die man besegeln kann, dementsprechend abgewohnt war das Boot leider auch.Trotzdem blieben wir länger auf dem Boot als wir dachten, wir blieben sogar noch bis zum nächsten Tag. Peer lud uns ein, bei seinem Freund Knut im Ferienhaus zu übernachten. Knut wohnte auch in dem Haus, der Grill wurde angeschmissen, der Tisch reich gedeckt und der Wein geöffnet (ich durfte nur dran riechen , Lotta war ja im Bauch) und so verbrachten wir einen langen tollen Abend zusammen, mit vielen faszinierenden Geschichten aus der Welt des Segelns.
Der erste Grundstein mit Lust auf Meer wurde an diesem Abend gelegt.
Aber von der Nauticat nahmen wir erstmal Abstand. Wir schauten uns auch Stahlschiffe an, aber so richtig warm wurden wir mit diesen Booten nicht.
Irgendwie kamen wir dann darauf uns auf Mallorca einen Katamaran, eine Leopard 45, anzuschauen, die zum Verkauf stand. So flogen wir dann spontan nach Palma und fuhren direkt zum Hafen, wo der Katamaran lag. Guseliger Zustand, schmutzig und abgewohnt. Die anfängliche Euphorie verflog sofort und schlug in Frust um, aus dem angeboten Wasserglas konnte ich nicht trinken, ich bin der Herpestyp und auch Gunnar trank recht zaghaft sein Wasser. Der Eigentümer war aber sehr witzig und so verabredeten wir uns für den nächsten Tag zum Segeln. Das Segeln war „nett“ aber das Boot auch unter Segeln nicht schöner. Ich wollte auf keinen Fall mehr einen Katamaran. Wir hatten trotzdem noch einen sehr schönen Urlaub, unseren letzten Urlaub vor der Dreisamkeit.
Zu Hause in Hamburg entdeckte Gunnar im Internet einen Katamaran, der ihm gut gefiel (ich war ja erstmal ab vom Kat dank Leopold). Er nahm Kontakt mit dem Eigentümer auf, der sich zu dieser Zeit am Ende seiner 14 Jährigen Weltumsegelung auf den Azoren befand. Michael Herbst, der Eigentümer der Tanoa, hatte das Boot aber bereits verkauft. Wir schauten weiter und blieben dann doch wieder bei einem Stahlschiff hängen. Eine davon lag in Stade und wir vereinbarten einen Besichtigungstermin. Die Eigentümer befanden sich in Neuseeland und schickten einen guten Freund, der uns das Boot näherbringen sollte. Und dieser gute Freund war kein anderer als Michael Herbst persönlich. Was für ein Zufall, auch, dass sein (zwar schon verkauftest Boot) noch in Stade lag. Die Stahlschiffbesichtigung war nach 2 Minuten beendet und wir sassen mit Michael im Auto Richtung Tanoa – eine Privilege 37! Nix Tupperschale, ein Katamaran mit Kirschholzaustattung, aber auch sonst wunderschön. Leopold war vergessen und ich (Gunnar auch!!) wollte nur noch dieses Boot haben.
Jetzt kürze ich ab; einige Tage später rief uns Michael an; er hatte gehört, dass ein Freund von einem Bekannten, dessen Freund deren Tochter, deren….in Kappeln eventuell seine Privilege 37 verkaufen möchte, 1 Woche später war es UNSERE, 2 Wochen später heirateten wir, statt Hochzeitsparty gab es Fischbrötchen in Kappeln und einen (für mich klitzkleinen) schluck Sekt auf unserer MissesRobinson. War das ein Fest!!!
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